Gymnasium am Wall bekommt eine Mensa, die von einem Elternverein betrieben wird / Lob fürs Konzept


Verdener Nachrichten vom 21.11.2012


Essen wird jeden Tag frisch zubereitet
Von Johannes Heeg

570000 Euro will der Landkreis in den Bau einer Mensa für das Gymnasium am Wall investieren.

Verden. Das Gymnasium am Wall bekommt zum 1. August 2013 eine Mensa mit 100 Plätzen. Dazu gehört eine Frischküche, die für die Zubereitung von bis zu 200 Speisen am Tag ausgelegt wird. Das mit Baukosten von 570000 Euro veranschlagte Vorhaben wurde jetzt im Kreis-Schulausschuss einhellig gutgeheißen. Die Mensa wird in einem Wintergarten-artigen Anbau untergebracht und soll zunächst drei Jahre als Modell-Projekt vom FiT-Verein betrieben werden. Dieser "Verein zur Förderung der gesunden Ernährung am Gymnasium am Wall" managt seit fünf Jahren die Schul-Caféteria, die erhalten werden soll. Das umfassende und ganzheitliche Konzept für die Mensa, das der Verein erarbeitet hat, wurde von allen Fraktionen und von Landrat Peter Bohlmann sehr gelobt.

Eine schulinterne Umfrage habe einen Bedarf von 180 Speisen für Schüler und Lehrkräfte ergeben, heißt es im Konzept. Erfahrungsgemäß variiere die Anzahl mit Angebot und Wochentag. Der FiT-Verein rechnet damit, dass 120 bis 200 Speisen pro Tag zubereitet und ausgegeben werden. Die ermittelten 180 Essen entsprächen dem Niveau vergleichbarer Mensen an Ganztagsschulen.

Täglich sollen drei Menüs angeboten werden: ein vollwertiger Salat, ein vegetarisches Essen und ein Menü mit Fleisch. Dazu wird Leitungswasser in Karaffen angeboten. Vitamingehalt und Geschmack betrachten die Betreiber nach eigenen Angaben als "die beiden wesentlichen Punkte, mit denen sich der FiT-Verein profilieren will und in denen er seine Daseinsberechtigung sieht". Auch die Preise hat der Verein schon mal kalkuliert. So soll der Salat 2,50 Euro kosten, das vegetarische Menü drei Euro und das fleischhaltige Essen 3,20 Euro. Lehrkräfte zahlen einen Aufschlag von einem Euro, so dass sich ein Durchschnittspreis von drei Euro ergibt. Um den Bedarf besser kalkulieren zu können und den Rohwareneinsatz sowie die Abfallkosten zu reduzieren, müssen alle Speisen vorab gebucht werden. Dafür wird ein internetbasiertes System genutzt. Wer sich nicht vorher anmeldet, muss einen Zuschlag von 50 Cent bezahlen

Elektronisches Abrechnungssystem

Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen zahlen einen pauschalen Menüpreis von einem Euro. Der Differenzbetrag zum regulären Menüpreis wird durch das Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung bezahlt. Ein elektronisches Abrechnungssystem gewährleistet eine anonyme Bezahlung, damit die betroffenen Schüler nicht durch andere Schüler gehänselt oder gemobbt werden können.

Der Menüpreis liegt unter dem Durchschnitt anderer Schulen mit vergleichbarem Anspruch. Pro Menü werden die Wareneinstandskosten - also die Kosten der Zutaten - mit 1,10 Euro kalkuliert. Dieser Betrag berücksichtigt den Anspruch an Qualität und Frische und liegt deutlich über den typischen Wareneinstandskosten kommerziell betriebener Schulmensen in Höhe von 0,94 Euro.

Was im Schulausschuss ebenfalls gut ankam, ist diese Aussage: "Der FiT-Verein verfolgt das Ziel, Mensa und Caféteria ohne öffentliche Zuschüsse dauerhaft kostendeckend zu betreiben." Alle Ausgaben für Personal, Wareneinkäufe, Rechts- und Beratungskosten sollen durch Einnahmen aus Verkäufen und Mitgliedsbeiträgen gedeckt werden. Das Personal werde nach dem Tarif für das Hotel- und Gaststättengewerbe in Niedersachsen entlohnt. Das kalkulierte Lohnniveau liege über dem anderer Schulmensen und solle eine faire Bezahlung für eine hochwertige Tätigkeit gewährleisten und eine langfristige Bindung der Angestellten ermöglichen. Für die Leitung der Küche wird ein erfahrener und qualifizierter Koch (oder eine Köchin) gesucht. Bei 120 Essen pro Tag kalkuliert der Verein mit zwei hauptberuflichen Mitarbeitern und einer Küchenhilfe, die geringfügig beschäftigt wird. Schüler und Lehrer sollen dem Küchenpersonal ihre Meinung und Verbesserungsvorschläge über einen "Meckerkasten" oder über ein internetbasiertes Programm mitteilen können. Die Ergebnisse sollen transparent gemacht werden.

KOMMENTAR

Vorbildliche Elternarbeit

VON JOHANNES HEEG

Was passieren kann, wenn engagierte, kreative und mutige Eltern beharrlich ein Ziel verfolgen, ist gerade am Gymnasium am Wall zu beobachten. Dank intensiver Vorarbeit eines Elternvereins macht der Landkreis weit mehr als eine halbe Million Euro locker für eine Mensa, in der Schüler und Lehrer jeden Tag gesundes und leckeres Essen vorgesetzt bekommen. Und das zu bezahlbaren Preisen, ohne öffentliche Zuschüsse, ohne Lohndrückerei und ohne Abstriche bei der Qualität der Speisen.

Das ist vorbildlich und verdient Anerkennung. Bleibt zu hoffen, dass das Konzept der Eltern aufgeht, dass die Pausen lang genug sind, damit genug Zeit zum Essen ist, dass das Küchenteam einen guten Job macht und die Kundschaft zufriedenstellt. Und hoffentlich werden auch alle anderen Ganztagsschulen ganz schnell mit Frischküchen und ansprechenden Mensen ausgestattet. Angesichts von Acht- bis Zehnstunden-Schultagen hätten es Schüler und Lehrer wirklich verdient.

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