Gemeinsames Konzert von Gospelchor und GaW-Bigband in der Stadthalle

Verdener Nachrichten vom 30.05.2011

Von Susanne Ehrlich
Verden. "Die Idee zu diesem Konzert entstand im Bett", erklärte Gerd Voß, Leiter des Verdener Gospelchores und Prediger in der Landeskirchlichen Gemeinschaft (LGK). Doch die Ausführung wirkte alles andere als verschlafen. Die klangstarke Begegnung zwischen Gospelchor und Bigband, organisiert von der Musikschule ConTakte der LKG, machte den Musikern auf der Bühne offensichtlich ebenso viel Spaß wie dem Publikum in der Stadthalle.

Aus dem Mittagsschlaf in der benachbarten Georgstraße habe ihn die Power der probenden GaW-Bigband gerissen - die Ruhe war hin. Da konnte er ebenso gut mal rübergehen und richtig zuhören - und sofort habe ihn der Sound der Jungjazzer begeistert.

Und von Musik versteht er eine Menge, der stimmgewaltige Chorleiter, der den Gospelchor im Rahmen der gemeindeeigenen Musikschule vor etwa eineinhalb Jahren gründete und nicht nur als Leiter, sondern auch als Frontsänger des Ensembles für den "zündenden Funken" sorgt. Viele der Sänger haben hier zum ersten Mal ihre Freude am Singen entdeckt, doch der Sound ist alles andere als laienhaft. Lieder in der klassischen Gospeltradition des Wechselgesangs zwischen Vorsänger und Gemeinde wechselten mit anspruchsvollen Songs in wunderschöner, anspruchsvoller Stimmführung, gestaltet mit Empfindung und Präzision.

Zum gemeinsamen Auftakt marschierten die Sänger von rechts, die Musiker von links auf die Bühne und brachten das Publikum mit "Wade in the Water" spontan in Fahrt.

Das reine Gospel-Programm war zusammengesetzt aus traditionellen, wie "Gospelpsalmen" anmutenden Bitt- und Dankgebeten wie "Wind under my wings" oder "What a Good God" , der leidenschaftlichen Gospelhymne "Halleluhjah, Salvation and Glory" und einigen Songs mit Publikumsbeteiligung, allen voran das bekannte "This Little Light of Mine".

Und weil Voß aus jedem Song und aus jeder Ansage eine kleine Predigt zu machen versteht, gab es zwischen den einzelnen Nummern eine ausführliche, mit Humor gewürzte "geistliche Moderation". Immer wieder suchte er die gesangliche Zwiesprache mit dem Publikum, doch auch wenn Freunde und Mitglieder der Gemeinde reichlich erschienen waren: Die Sänger unter ihnen standen wohl alle auf der Bühne, und so eifrig die Zuhörer auch mitklatschten - beim Gesang ließen sie gewisse Zurückhaltung walten.

Die große Stunde der Bigband

Nach der Pause kam die große Stunde der Bigband unter Leitung von Musikpädagogin Uta Rabe. Die Einsatz-Disziplin, rhythmische Präzision und Intonationsreinheit ihres Sounds sind sicherlich nicht zuletzt auf die lange Routine der Musiker zurückzuführen: Die meisten von ihnen besuchten in den ersten beiden Jahren die Bläserklasse - eine Einrichtung, die nicht nur die Musikalität der Kinder fördert, sondern zugleich für signifikant bessere schulische Motivation und Leistungsfähigkeit, hervorragendes Sozialverhalten und ein positives "Schulgefühl" sorgt. Dabei sind die Schüler der Bläserklassen keine "Eliteauswahl", sondern gerade Kinder, die zuvor keine Berührung mit Musik hatten, sollen sich bewerben.

Der umfassende und interdisziplinäre Erfolg der musikalischen Lerngemeinschaft stellt sich dann wie von selber ein, und dabei baut sich, wie man hier eindrucksvoll erleben konnte, ein Kapital auf, das das Leben der Kinder und Jugendlichen nachhaltig bereichern kann. Seit fast sieben Jahren gibt es diese Bläserklassen, und die Bigband ist deshalb altersmäßig gut durchmischt: Die Jüngeren verschwanden fast hinter ihren Instrumenten, doch in ihrem Part an Posaune, Trompete und Saxofon wuchsen sie über sich hinaus. Die Älteren beeindruckten mit geradezu virtuosen, einfühlsam vorgetragenen Soli. Alle Augenblicke mischte sich begeisterter Applaus in den sauberen und kraftvollen Sound der Band. In mitreißendem Groove wechselten Traditionals wie Herbie Hancocks "Chameleon" oder "Tequila" mit neueren Kompositionen wie Kurt Kloses vielschichtigem "Have a Nice Trip" oder jazzigen Balladen wie "Don't know why" oder "Valerie", letztere beide bereichert durch Rieka Bentes soulig-ausdrucksstarken

Gesang. Begeisternd stark war auch die Rhythmusgruppe mit jeder Menge einfallsreicher Percussion und großartigen Gitarristen.

Am Ende enterte der Gospelchor die Bühne zu einem gemeinsamen Finale mit doppelter Klangpower, so dass die Dielen der Stadthalle nur so bebten und vom Trampeln und Klatschen des Publikums widerhallten.