Gymnasiums am Wall für 145 Absolventen Abi

Entlassungsfeier für die 145 Absolventen des Gymnasiums am Wall
Erfolgreich hoch gepokert

Verdener Aller Zeitung vom 06.07.2012
Verden - Mindestens zwölf Jahre (Frontal-)Unterricht liegen hinter ihnen, manches Mal sicher auch verbunden mit einem gehörigen Wind von vorne. Und gestern Vormittag war für die 145 Abiturienten des Gymnasiums am Wall dann noch „Frontalrezeption“ angesagt. Unter diesem Begriff jedenfalls hatte Schuldezernent Volker Wrigge die zahlreichen Grußreden zusammengefasst.

Zu „A little less conversation, a little more action  please“, frei übersetzt „Etwas weniger reden, etwas mehr handeln, bitte“, waren die Jugendlichen in die Stadthalle eingezogen. So ein Reifezeugnis ist aber ja etwas Besonderes. Und das wird nun einmal traditionell mit Worten und nicht mit Taten zum Ausdruck gebracht. Gern griffen die Laudatoren dabei das diesjährige Motto auf: „GaW Vegas – 12 Jahre hoch gepokert“.

Schulleiterin Petra Sehrt, Schulelternratsvorsitzende Annegret Troue-Hoops, Landrat Peter Bohlmann und Bürgermeister Lutz Brockmann, ja selbst die beiden Abi-Rednerinnen Svea Stratmann und Vanessa Wendt sparten nicht mit guten Wünschen und gut gemeinten Ratschlägen, die vor allem in einer Aussage mündeten: „Das Abitur ist die Basis, auf die es nun aus eigener Kraft aufzubauen gilt.“

„Da müssen sie durch“, witzelte Wrigge, der mit seiner Rede Mut zur Länge bewies. Die angesprochenen Schüler nahmen‘s mit Humor, wohl wissend, dass es kaum anstrengender werden konnte als das Abitur selber. In 16 Fächer wurde zwischen dem 21. April und 24. Mai schriftlich geprüft, vier Klausuren musste jeder Zwölftklässler schreiben. Hinzu kam die mündliche Prüfung. Am Ende brachte es der GaW-Abijahrgang 2012 insgesamt auf eine Note von 2,7. „Das ist guter Landesdurchschnitt“, freute sich Petra Sehrt.

Ob ihr Jahrgang den wohl auch erreicht hatte? Ingrid Nowack bezweifelte es. Die Senioren war gestern zweifels ohne die charmanteste Rednerin. Gemeinsam mit Friedegund Müller vertrat sie die 1962er-Abiturienten des Wall-Gymnasiums, das seinerzeit noch eine reine Oberschule für Mädchen war.

Und solche „Mädchen“ seien sie tatsächlich zum Ende ihrer Schulzeit noch gewesen, sagte Ingrid Nowack mit anerkennendem Blick auf die vielen jungen Damen im kleinen Schwarzen, die gestern ihre Abschlusszeugnisse in Empfang nahmen.

Die Abschlussfeier habe seinerzeit aus dem Lied „Nun zu guter Letzt“ bestanden, „danach gingen wir nach Hause, das war‘s“. Und der Zeitungsbericht, der 1962 über die Abiturientinnen in der Verdener Aller-Zeitung erschienen war, hatte gerade mal vierfache Briefmarkengröße. Ingrid Nowack hielt ihn zum Beweis in die Höhe. Kein Vergleich also zum Abitur im Jahr 2012.

Manche Dinge aber ändern sich selbst in 50 Jahren nicht. Denn gesungen wurde auch gestern: vom Abi-Chor und von den Lehrkräften. Letztere hatten, frei nach „Männer sind Schweine“ von den Ärzten, besonders schön gereimt. „Schüler sind reine … Pokerspieler manchmal nur, sie wollen alle das Eine: gute Karten für‘s Abitur“, hieß es da und „Lehrer sind alleine, lassen euch ins Leben geh‘n, wir wollen alle das Eine: Euch gesund und zufrieden wiederseh‘n.“

Nach dem Abitur ist am Gymnasium freilich vor dem Abitur. So oblag denn die letzte Amtshandlung der Entlassungsfeier dem Jahrgang 2012, vertreten durch Svea Bührmann und Jule Marei Bruhn. Sie gaben „den Löffel ab“ an die Elftklässler Melina Spitzer und Mathis Kohmüller. Die Original-„Skulptur“ hatte der zuvor so hoch und viel gelobte Oberstufenkoordinator Rüdiger Brandt zwar vergessen. Doch die Schüler organisierten kurzerhand einen Ersatz und zeigten damit auf jeden Fall schon mal die von den Rednern geforderte Flexibilität. · kp