Laienschauspieler des Gymnasiums am Wall führen Klassiker "Maria Stuart" von Friedrich Schiller auf
Verdener Nachrichten vom 03.02.2012
Endlich mal weibliche Hauptrollen
Von mareike beeneken
In welchem Verhältnis stehen Macht und Moral? Und wie wirken sich private Gefühle und Interessen auf die Politik aus? Mit diesen Fragen beschäftigt sich derzeit die Theatergruppe des Gymnasiums am Wall (GaW). Ihre Interpretation des Trauerspiels "Maria Stuart" von Friedrich Schiller stellen die Schülerinnen und Schüler in vier Aufführungen vor.

Verden. Bereits seit Mai 2011 setzen sich die insgesamt 18 Laienschauspieler der Theatergruppe der Schule unter der Regie von Renate und Jürgen Seifert nun schon mit Schillers Drama "Maria Stuart" auseinander. Momentan wird intensiv geprobt. "In der letzten Woche vor jeder Aufführung treffen wir uns nahezu jeden Tag für drei bis vier Stunden, um sämtliche Vorbereitungen abzuschließen", erklärt Renate Seifert, Lehrerin für Darstellendes Spiel. Auch freie Tage wie die Zeugnisferien wurden für letzte Arbeiten und Proben genutzt.

Während am Schauspiel der Schüler, an der Technik und an den Kostümen nur noch Details zu verbessern seien, müsse am minimalistischen Bühnenbild, auf das die Lehrerin besonderen Wert legt, noch einiges gemacht werden. "Unterstützung bei der Arbeit finden wir bei einigen Eltern, wie Margrit Bölter und Heiner Linke, die das Bühnenbild mitgestaltet haben, sowie bei anderen freiwilligen Helfern", berichtet Seifert. Dirk Heuer und Per Arne Dittmann kümmern sich zum Beispiel ums Fotografieren, sorgen für Plakate und Postkarten. Ilsemarie Rippe, die als Hobbyschneiderin für die Domfestspiele tätig war, geht der Gruppe bei den Kostümen zur Hand. Sie hat die passenden Kleider von den Domfestspielen und der Freilichtbühne Lilienthal ausgeliehen. Das Stück spielt zur Zeit der Französischen Revolution, die Kleidung sei ziemlich aufwändig.

Für Schillers Drama entschieden habe sich die Gruppe kurz nach der letzten Aufführung der Komödie "Molières Bürger als Edelmann". Schnell sei bei den Schülern der Wunsch aufgekommen, auch mal ein anderes Genre als nur Komödien und Kriminalstücke in Angriff zu nehmen. Einstimmig sei die Wahl auf den Klassiker von Schiller gefallen, der von einer eingekerkerten Frau und ihrem Versuch erzählt, ihr bereits verkündetes Todesurteil abzuwenden.

"Ich freue mich sehr darüber, dass die Schüler diese Herausforderung annehmen, sie sogar wünschen", sagt Seifert und weist damit sowohl auf die Entwicklung der einzelnen Jugendlichen als auch auf der Gruppe hin. "Viele Jungen und Mädchen sind bereits seit mehreren Jahren in der Theater-AG und haben sich wortwörtlich vom schüchternen Mäuschen zum selbstbewussten Laienschauspieler gemausert."Diese Persönlichkeitsentfaltung und die Leidenschaft der Schüler seien es auch, die der Lehrerin immer wieder bei den aufwändigen Proben imponiere.

Schüler aus der achten bis zwölften Klasse kommen in der Theater-AG zusammen und seien zu mehr als nur Schulkameraden geworden. "Für uns ist das keine AG, sondern ein Hobby", erklären Amelie Nienstedt und Farina Linke aus dem elften Jahrgang. Während Amelie die Hauptrolle der Maria Stuart spielt, übernimmt Farina die Rolle ihrer Dienstmagd Hanna Kennedy. Den Wunsch nach diesem Theaterstück erklären die beiden so: "Wir wollten in diesem Jahr mal ein Stück, das mehr von uns fordert, als die, die wir in der Vergangenheit aufgeführt haben. Und außerdem sollte das Stück zwei weibliche Hauptrollen bieten, denn bisher gab es immer nur männliche."

Ein wenig zu kämpfen hatten die Schüler zu Beginn der Proben mit der Sprache und dem Textumfang des Dramas in fünf Akten. "Doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg", so Farina.

Weitere beteiligte Schüler sind: Alena Jakob (Elisabeth, Königin von England), Malte Stomberg (Graf von Leicester), Lasse Gerken (Graf von Shrewsbury), Gunnar Heller (Graf von Burleigh), Felix Brück (Graf von Kent), Louisa Kravagna (Davison, Staatssekratär), Amelie Kleinsteuber (Amias Paulet, Bewacher der Maria), Jannes Joost (Mortimer, sein Neffe), Vivica Heller (Graf Aubespine, französischer Gesandter), Svenja Stomberg (Margareta Kurl, Dienstmagd der Maria), Gregor Intemann (Melvil, Haushofmeister der Maria), Milena Mayer, Fridtjof Kasper und Jennifer Lohei (Wachen am Hof Elisabeths), Sarah Fähloh und Malve Lewald (Schotten).

Premiere für das Stück ist am kommenden Donnerstag, 9. Februar. Die weiteren Termine: Dienstag, 14. Februar, Mittwoch, 15. Februar, und Freitag, 17. Februar, jeweils um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums. Die Aufführung dauert zwei Stunden. Karten gibt es bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.